FACHTAG Gesunde Jungs

Jungen*gesundheit in Krisenzeiten

15. MAI 2023 13:00 -18:00Uhr

ULM

In Kooperation mit

 

THEMA DES FACHTAGES

Nicht erst Studien der Coronajahre zur psychischen und allgemeinen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, lassen die Alarmglocken schellen.

Jungen* nehmen Hilfsangebote zu gesundheitlichen Fragen weniger als Mädchen* in Anspruch und gehen achtloser mit ihrem Körper um. Sie bemerken oft sehr spät, dass sie mit ihren Inszenierungen, anderen und sich selbst schaden und reagieren erst, wenn sie schwer in die Krise oder gar Erkrankung geraten. Wie steht es also um die Gesundheit von Jungen* und jungen Männern*? Was hält gesund bzw. was schädigt und macht krank? Wie gehen Fachkräfte in den Kontexten unserer Arbeit mit Gesundheit und Krankheit um und wie können sie Jungen* und jungen Männern* dabei helfen, achtsamer mit ihrer Gesundheit umzugehen? Welche gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen wären diesen Anliegen förderlich und wo stehen wir aktuell? Diesen und weiteren Fragen wird sich der Fachtag widmen.

Neben 3 Impulsvorträgen und einer Podiumsdiskussion mit den gesundheitspolitischen Sprechenden der Fraktionen im Landtag wird es ein Mini-Barcamp geben.

ZIELGRUPPE

Fachkräfte der Kinder- und Jugend(-sozial)arbeit, Fachkräfte und Padagog*innen in der Geschlechterarbeit, Jungen*arbeiter*innen, Schulsozialarbeiter*innen, Pädagogische Fahkräfte an Schulen, Lehrer*innen. Für alle Geschlechter.

ABLAUF FACHTAG Gesunde Jungs*

13:00Uhr Tagungsregistrierung & Ankommen  
13:30 Uhr Begrüßung durch die Veranstalter  
13:45Uhr Vortrag: Männliches Geschlecht – ein Entwicklungsrisiko? Gesundheitliche Gefährdungen und Chancen für das Aufwachsen von Jungen. Dr. Robert Schlack, Berlin (angefragt)
14:20Uhr Vortrag: Was tun, wenn sich Jungen* psychisch auffällig verhalten?

Dr. med. Markus Löble, KJPP Göppingen

14:55Uhr Vortrag: Jungen*gesundheit transkulturell gedacht. Cihangir Murat Özbilgin, Linz
15:30Uhr Pause  
15:45Uhr Barcamp  
 16:45Uhr Pause  
 17:00Uhr Fachgespräch mit den gesundheitspolitischen Expert*innen

Petra Krebs, MdL GRÜNE

Stefan Teufel, MdL CDU

Dr. med. Markus Löble, KJPP Göppingen

Armin Krohe-Amann, Vorstand LAGJM BW

Moderation: Benjamin Götz (LAGJM BW)

 18:00Uhr Ende des Fachtages  

 

 

 

 

VORTRÄGE

Männliches Geschlecht – ein Entwicklungsrisiko? Gesundheitliche Gefährdungen und Chancen für das Aufwachsen von Jungen.

Dr. Robert Schlack, Berlin (angefragt)

Jungen sind hyperaktiver, häufiger in Gewalthandlungen verstrickt, konsumieren mehr elektronische Medien, „performen“ schlechter in der Schule und erreichen geringere Bildungsabschlüsse – oder? Jedenfalls wird männliches Geschlecht häufig als Entwicklungsrisiko diskutiert. Dr. rer. nat. Robert Schlack hat am Robert Koch-Institut (RKI) viele Jahre zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Rahmen der KiGGS-Studie (siehe unten) geforscht. Im Vortrag werden aktuell publizierte Ergebnisse zu scheinbar „jungentypischen“ Diagnosen wie ADHS, aber auch zu psychischen Auffälligkeiten, Essstörungen, Adipositas/Übergewicht sowie Gewaltbelastungen quer- und längsschnittlich vorgestellt. Dabei wird der Frage nachgegangen, welche potenziellen Entwicklungsrisiken mit dem männlichen Geschlecht assoziiert, aber auch, welche Schutzfaktoren möglicherweise wirksam sind. In dem Impulsreferat wird zudem auf die Effekte der Pandemie eingegangen, wie sie zum Beispiel durch die COPSY-Studie zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie sowie weiteren Studien im Kontext der Pandemie sichtbar gemacht wurden. Die Datenlage wird dabei bezogen auf Gesundheit von Jungen aufgearbeitet und auf Faktoren verwiesen, die Veränderungen in der Gesundheitslage beeinflussen können.

 

Dr. rer. nat. Robert Schlack ist Gesundheits-wissenschaftler am Robert Koch-Institut. Er hat die bundesweite KiGGS-Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen von Beginn an mit aufgebaut und durchgeführt und arbeitet gegenwärtig im Fachgebiet ‚Psychische Gesundheit‘ in der Abteilung ‚Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring‘ schwerpunktmäßig zum Thema psychische Auffälligkeiten und Störungen und Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland.

Was tun, wenn sich Jungen* psychisch auffällig verhalten?

Dr. med. Markus Löble, KJPP Göppingen

Nicht erst die Corona-Pandemie hat zu Auffälligkeiten und problematischem Verhalten unter Jungen* geführt, die mitunter vorschnell pathologisiert werden. In der Tat weisen aktuelle Studien auf eine Zunahme psychischer Erkrankungen insbesondere bei Mädchen*, aber auch bei Jungen* hin. Werden nicht trotz dieses Befundes emotionale oder Verhaltensprobleme, Hyperaktivität, Rückzug, Angst, Traurigkeit oder Aggression vorschnell auch von sozialarbeiterisch Tätigen als Symptome für Depression, Angst-, Schlaf- und Essstörungen, ADHS, Suizidalität…diagnostiziert und Jungen* dann in darauf spezialisierte Einrichtungen „abgeschoben“? Weder Dramatisierung, noch Wegschauen oder Bagatellisierung sind zielführende Strategien im Umgang mit Jungen*, die sich schwierig verhalten, weil sie Probleme haben oder in Krisen geraten. Welche Symptome deuten auf ernsthafte Erkrankungen hin, die eine Weiterverweisung an somatische oder psychiatrische Kliniken oder andere spezialisierte Einrichtungen rechtfertigen? Was können sozialarbeiterisch Tätige niedrigschwellig tun, um Jungen* in Krisen zu unterstützen, bevor es zu einer psychischen Erkrankung kommt? Wie können sie psychisch erkrankte Jungen* besser verstehen und ihnen gut beistehen? Welche Empfehlungen ergeben sich aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Göppingen? In seinem Input wird sich Chefarzt Dr. Löble diesen Fragen stellen.

 

Dr. med. Markus Löble ist Chefarzt und Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, außerdem Arzt für Naturheilkunde, Suchtmedizin und systemische Familientherapie (DGSF). Er hat den Bereich Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJPP) im Klinikum Christophsbad seit 2003 aufgebaut und leitet dort seit 2006 die Ambulanz und Klinik für KJPP.

Jungen*gesundheit transkulturell gedacht

Cihangir Murat Özbilgin, InterCulture Linz

Gesundheit, Krankheit(-sursachen) und Heilung unterliegen keinem eindeutigen bzw. einheitlichen Verständnis. Sie werden je nach Geschlecht eines Menschen, seiner kulturellen Prägungen und Muster im Kontext sozialer Systeme unterschiedlich verhandelt und gelebt. Der Impuls des Referenten wird sich dem Thema daher aus einer intersektionalen, insbesondere einer transkulturellen Perspektive nähern und dabei Jungen* bzw. junge Männer* in den Blick nehmen, die von Armut, Diskriminierung und verschiedenen kulturellen Zugängen beeinflusst werden. Wird Krankheit und werden Symptome für Kranksein (etwas Schmerz, Trauer, Körperveränderungen) je nach kultureller Erfahrung unterschiedlich interpretiert? Wie wird soziale Gesundheit, das Leben in gesunden Beziehungen, hergestellt und gelebt? Wie viel Nähe und Distanz sind beispielsweise gesundheitsfördernd oder schwächend? Diese Fragen wird der Referent in seinem Impulsreferat zur Sprache bringen.

 

Cihangir Murat Özbilgin ist Pädagoge, Psychotherapeut (Klientenzentrierte Psychotherapie), BASKET-Therapeut (bindungsbasierte Psychotherapie) und Referent zur Bindungstheorie im transkulturellen Kontext. Er arbeitet u.a. seit 2014 für das Institut interCulture Linz.

BARCAMP

Sessions für das Barcamp können unter dem Link auf der folgenden Seite eingereicht werden: https://www.lag-jungenarbeit.de/ftbarcamp/

Auf dieser Seite erfahren Sie auch was ein Barcamp ist und wie dies funktioniert. Sobald der Sessionplan steht, werden wir diesen hier veröffentlichen.

 

Gesundheitspolitisches Fachgespräch

Im Jahr 2015 ist der erste und einzige Jungen*- und Männer*gesundheitsbericht des Landes Baden-Württemberg veröffentlicht worden, der nur wenig Beachtung in der Fach- aber auch politischen Landschaft gefunden hat. Im Gespräch mit gesundheitspolitischen Expert*innen der regierenden Landtagsfraktionen soll geklärt werden, wie es um Jungen*- und Männer*gesundheit seit der Berichterstattung und gerade angesichts der Pandemie und anderer Krisen steht und welche politischen Rahmenbedingungen gesetzt werden sollen, um Strukturen zu verankern, die den Erkenntnissen einer aktuellen Jungen*- und Männergesundheitspolitik gerecht werden.

Geladene Expert*innen:

  • Petra Krebs ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN, Sprecherin für Soziales, Gesundheit und Pflege, sowie  AK-Vorsitzende Soziales, Gesundheit und Integration
  • Stefan Teufel ist stellvertretender Vorsitzender der CDU- Landtagsfraktion und war viele Jahre gesundheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion
  • Armin Krohe-Amann  Vorstand LAGJM BW. Hauptamtlich in Tübingen als Jungen- und Männerberater bei Betroffenheit von sexualisierter Gewalt und in der Rückfallprävention für sexuell übergriffige Jugendlichen tätig. Freiberuflicher Referent und Weiterbildner.
  • Dr. med. Markus Löble

Moderation: Benjamin Götz (LAGJM BW)

KOSTEN

  • Die Teilnahmegebühr für den Fachtag beträgt 40 .-€
  • Die Teilnahmegebühr für Mitglieder der LAGJM beträgt 32.-€
  • Die Gebühr für eine online Teilnahme nur an den Vorträgen beträgt 20.-€, für Mitglieder der LAGJM 15.-€.

In der Teilnahmegebühr für eine Präsenzteilnahme sind Getränke und Verpflegung enthalten.

Nach ihrer Anmeldung bekommen Sie eine Rechnung mit dem Gesamtbetrag per Mail zugesendet. Eine Barzahlung vor Ort ist leider nicht möglich.

VERANSTALTUNGSORT

ZENTRUM <guterhirte> , Prittwitzstraße 13-17, 89075 Ulm