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26. November 2025
Jungen*arbeit mit Betroffenen von Armutsverhältnissen & Klassismuserfahrungen praktisch und intersektionell gestalten
Tagungsort: Bürgerhaus Neckarstadt-West
Lutherstr. 15-17, 68169 Mannheim
Download digitaler Flyer: Fachtag-Klasse Jungs_26-11-2025
Beschreibung
Der Fachtag widmet sich der Frage, wie Jungen* in Armutsverhältnissen und mit Klassismuserfahrungen pädagogisch wirksam unterstützt werden können. Mit Impulsvortrag, Praxisbeispielen, Workshops und partizipativer Fachdiskussion werden Strategien erarbeitet, um männlichkeitstypisch und -untypisch tabuisierte Themen wie Mangel, Scham, Hilfsbedürftigkeit oder auch „Bewältigungsstrategien von Jungen*“ mitzudenken und auch mit Jungen* gemeinsam zu bearbeiten. Intersektionale und klassismuskritische Perspektiven helfen, Handlungsmöglichkeiten in der Jungen*arbeit zu erweitern und soziale Barrieren zu überwinden.
Inhalte
Im grundlegenden Fachvortrag von Olaf Jantz werden die wechselseitigen Verhältnisse von Armut, Klassenlage, klassistischen Erfahrungen, Jungenwelten und intersektionalen Diskriminierungen genauer beleuchtet. Es wird herausgearbeitet, wie Jungen*arbeit dazu beitragen kann, die „gläsernen Barrieren“ des Klassismus für Jungen selbst sichtbar zu machen, um sie schließlich auch überwinden zu lernen.
Daran anschließen wird das Plenum im Rahmen eines partizipativen Austauschforums mit vier Experten die Möglichkeiten einer Klassismusreflektion zur Überwindung von Armutsverhältnissen durch Jungen*arbeit diskutieren. Dabei wird es um Fragen gehen wie: Was kann Pädagogik leisten? Welche politische Aufgabe ist Jungen*arbeit in der Lage zu übernehmen?
Neben dem Fachvortrag und dem Austausch im Plenum wird es am Nachmittag die Wahl zwischen folgenden Workshops geben:
- WS1: Soziale Herkunft in der Schule mit Lisa Graf
Welche Rolle spielt die soziale Herkunft von Kindern und Jugendlichen in der Schule, wie können Lehrkräfte sensibilisiert werden und wie gelingt die Vernetzung von Schule und außerschulischen Begegnungsorten?
Der Workshop macht Armut im Schulkontext durch ein Zusammenspiel aus Theorie und Praxisbeispielen greifbar und bietet Handlungsimpulse für Pädagog:innen und Sozialarbeiter:innen.
- WS 2: Klassismus und gendersensible Arbeit in der Jugendhilfe mit Bela Berg und Tom Schmidt
Dieser Workshop befasst sich mit den gesellschaftlichen Strukturen von Klassismus und den Geschlechterverhältnisse und deren Auswirkungen auf die Lebensrealitäten junger Menschen. Wir werden versuchen uns in die Erfahrungen, die unterschiedlich positionierte Menschen in unserer Gesellschaft häufig machen einzufühlen und deren Auswirkungen sichtbar zu machen, um daraus Schlüsse für eine gelingende Praxis zu ziehen. Das Ziel ist es ein tieferes Verständnis für die vielschichtigen Herausforderungen zu entwickeln, mit denen Jugendliche in der Jugendhilfe konfrontiert sind. Dabei sollen die unterschiedlichen intersektionalen Wirkungen von Klassimus für männliche, nicht-männliche und queere Jugendliche sichtbar gemacht werden. Ziel ist es, gemeinsam konkrete Handlungsstrategien für eine diskriminierungssensible und inklusive Praxis in der Jungen*arbeit sowie der Jugendhilfe abzuleiten und zu erarbeiten.
- WS 3: „(K)Eine*r von uns!!!“ – Klassenhabituelle Dissonanzen navigieren zwischen Empathie, Solidarität und Kritik mit Jirka Wunsch
In diesem Workshop begeben wir uns – ausgehend von autobiografischer Arbeit – auf die Spur unseres eigenen Klassenhabitus. Wir gehen der Frage nach, wie unsere klassenhabituelle Sozialisation unsere Wahrnehmung der Zielgruppe(n) prägt. Zudem richten wir auch den Blick auf pädagogische Praxis: Wir nehmen die Dissonanzen in Wahrnehmungs-, Handlungs- und Denkweisen in den Fokus, die entstehen können, wenn Fachkräfte und Zielgruppe(n) unterschiedlichen Klassenhabitus mitbringen – und die damit verbundenen Herausforderungen für die Beziehungsarbeit. Dabei wollen wir diskutieren, inwiefern ein fachliches Verstehen zwischen Empathie, Solidarität und Kritik möglich ist – ohne für alles Verständnis haben zu müssen.
- WS 4: Class Rebels: ein kreativer Praxisansatz für intersektional-klassismuskritische Jugendarbeit mit Ausweg Rhein-Neckar e.V. & IRC Deutschland
Class Rebels ist ein Empowerment-Projekt, das Jugendlichen mit intersektionaler und insbesondere klassistischer Diskriminierungserfahrung durch kreative Formate wie Fotografie, Graffiti oder Theater neue Ausdrucksmöglichkeiten eröffnet und ihre Teilhabe stärkt. Ihre Stimmen und Erfahrungen werden sichtbar gemacht und finden Eingang in sensibilisierende Workshops für Fachkräfte. So entsteht nachhaltig Raum für gesellschaftliche Veränderung.
Im Workshop geben wir Einblicke in die Ansätze und Praxis des Projekts und diskutieren, wie antiklassistische Perspektiven die Jugendarbeit bereichern können. Die Teilnehmenden erwartet ein interaktiver Austausch sowie erste Ideen für die eigene Arbeit.
- WS 5: Offenes Austauschforum zu Jungen*arbeit & Klassismus mit Olaf Jantz
Für alle, die sich gerne über die Anregungen und weiterführende Fragen austauschen möchten, ist hier ein offener Raum geboten. Es kann gerne um konkrete Praxisfragen gehen. Aber auch theoretische Transfers sind möglich… Die Teilnehmenden entscheiden dies gemeinsam. Der Raum ist für alle offen!
Zielgruppe
Der Fachtag richtet sich an alle Fachkräfte der Jugendhilfe, Jungen*arbeiter*innen, Fachkräfte der OKJA, Schulsozialarbeiter*innen, Jugendsozialarbeiter*innen und Lehrer*innen, die in ihrer täglichen Arbeit mit Jungen* arbeiten.
Teilnahmekosten
Die Teilnahmekosten betragen 65,00 Euro (regulär) bzw. 50,00€ (ermäßigt). Sie werden nach der Anmeldung in Rechnung gestellt.
Referent*innen
Olaf Jantz
ist Bildungsreferent und Geschäftsführer bei mannigfaltig e.V. – Verein und Institut für Jungen- und Männerarbeit Hannover sowie im Vorstand der BAG Jungen*arbeit. Er ist einer der Vordenker transkultureller, intersektional sensibler Jungen*arbeit. Zur Webseite: https://www.olafjantz.de/
Lisa Graf
ist ehemalige Lehrerin, Autorin und Bildungsexpertin. Sie schreibt und spricht über die Themen Bildungs- und Chancengerechtigkeit, hält Fortbildungen für Lehrkräfte und betreut derzeit für den SWR einen Social-Media-Kanal zum Thema "Schule". Zu ihrer Webseite: https://www.meine-klasse.com/
Bela Berg & Tom Schmidt
forschten zu Klassismus während ihres Masters der Sozialen Arbeit an der Hochschule Ludwigshafen. Tom Schmidt arbeitet in der Jugendhilfe und Bela Berg in der Suchtberatung mit Jugendlichen – beide in Mannheim.
Jirka Wunsch
ist langjährig in der ambulanten, geschlechterreflektierten Jugendhilfe und Bildungsarbeit bei „Dissens Pädagogik und Kunst im Kontext gGmbh“ in Berlin-Marzahn tätig. Zudem gibt Jirka Seminare und Fortbildungen zu Themen der Armuts- und Geschlechterforschung bzw. deren pädagogischen Bearbeitung.
Ausweg Rhein-Neckar e.V. & IRC Deutschland
Ausweg Rhein-Neckar e.V. kämpft gegen Armut und Klassismus und ist Mitinitiator des Mannheimer Netzwerk Klassismus und Armutsbekämpfung. IRC Deutschland ist eine humanitäre Hilfsorganisation, die u.a. in der Nothilfe und Integration arbeitet. Gemeinsam haben sie das Jugendarbeitsprojekt zu Klassismus „Class Rebels“ initiiert. Zur Webseite: https://www.ausweg-rhein-neckar.de/seite/770344/class-rebels.html
Die Experten des partizipativen Austauschforums sind:
Peter Bienwald (Bundesforum Männer, Vorstand BAG Jungen*arbeit)
Marc Melcher (Paritätisches Bildungswerk Bundesverband e.V., Vorstand BAG Jungen*arbeit)
Christian Redies (JuMäX Jena e.V., Vorstand BAG Jungen*arbeit)
Joel Wardenga (LAG Jungen*- & Männer*arbeit BW e.V.)
Der Fachtag ist eine Veranstaltung der BAG Jungen*arbeit, der LAG Jungen*- & Männer*arbeit Baden-Württemberg sowie des AK Jungen* Mannheim in Kooperation mit meinTestgelände. Gefördert wird der Fachtag durch Mittel des BMBFSFJ und der Metropolregion Rhein-Neckar.