„Stressen Jungen die Gesellschaft, oder stresst nicht auch (eine zunehmend leistungsorientierte und verzweckte) Gesellschaft die Jungen?“ fragten in ihrem Eingangsvortrag Dr. Bernhard Stier, Mitherausgeber des Handbuchs „Jungen und Gesundheit“ sowie Gunter Neubauer, einer der Autoren des Männergesundheitsberichts 2013 und drehten damit gewohnte Bewertungsmuster um. Über 100 Teilnehmer_innen des von der LAG Jungenarbeit Baden-Württemberg organisierten Fachtags befassten sich im Studienzentrum Stuttgart-Birkach mit den engen Grenzen von „Normalität“ und den verstörend-kreativen Reaktionen von Jungen. In 5 Workshops wurde praxisnah und differenziert das vielfach als schwierig wahrgenommene Verhalten von Jungen eingeordnet, der Blick für die facettenreichen Lebenswelten von Jungen geschärft und gelingendes pädagogisches Handeln reflektiert und vermittelt. Krankheitszuordnungen sind dann sinnvoll und unterstützend, wenn sie mit konkreter Hilfestellung einhergehen und nicht entwerten oder stigmatisieren, so ein Fazit von Dr. Gottfried M. Barth, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Tübingen beim Abschlussforum. Yvonne Wolz, systemische Therapeutin und Traumapädagogin, wies in ihrem Podiumsbeitrag auf die Notwendigkeit einer Umkehrung hin: Nicht was Menschen krank, sondern was sie gesund macht, muss im Mittelpunkt pädagogischer, wie auch anderer professioneller Interventionen stehen.
Eine Dokumentation der Tagung ist in Vorbereitung und kann in wenigen Wochen auf dieser Webseite heruntergeladen werden. Hier finden Sie bereits heute eine Galerie mit Fotos der Tagung:
[ Fotogalerie ]